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Dr. Laura Rivas Gagliardi

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

 

Laura Rivas Gagliardi wurde 1982 in São Paulo, Brasilien, geboren. Die Sprache, die ihre abuelos gesprochen haben, eine Mischung aus Galizisch, Spanisch und Portugiesisch, war der Anstoß für ihre Liebe zu Sprachen und zur Art und Weise, wie Menschen kommunizieren. Es schien ihr also selbstverständlich Literatur- und Sprachwissenschaft zu studieren. 2007 absolvierte Laura Gagliardi das Magisterstudium in den Fachbereichen Portugiesisch und Französisch der Fakultät für Philosophie, Literatur und Geisteswissenschaften der Universität von São Paulo. Zwischen 2002 und 2006 erhielt sie ein Stipendium der staatlichen Forschungsstiftung von São Paulo (Fapesp), um über die Liebeslyrik von Carlos Drummond de Andrade zu forschen. Neulich wurde ein Teil ihrer Forschungsergebnisse in dem Aufsatz „Amor e modernidade na lírica de Drummond“ veröffentlicht, der im Band 69 des Romanistischen Jahrbuchs erschienen ist.

Im Jahr 2004 hatte Laura Gagliardi die Gelegenheit, in Berlin zu leben und Deutsch zu lernen. Ihre Begeisterung zur deutschen Sprache – und zur Stadt – brachte sie 2010 zurück nach Deutschland, diesmal für das Masterstudium Angewandte Literaturwissenschaft an der Freien Universität. Parallel dazu arbeitete sie als Übersetzerin, Lektorin und Korrektorin für brasilianische Verlage. Ihre MA-Forschung zur Rezeption brasilianischer Literatur im deutschsprachigen Raum führte sie zu einem ihr bisher unbekannten Autor, dem österreichischen Romanisten Ferdinand Wolf. Wolf verfasste die erste Geschichte der brasilianischen Literatur im 19. Jahrhundert. Sein Buch Le Brésil littéraire (1863) wurde Laura Gagliardis Promotionsthema. Auf dem Gebiet der Literaturgeschichtsschreibung hat sie Archivmaterial in Österreich, Deutschland und Brasilien untersucht, um den ideologischen Rahmen, der dem Werk zugrunde liegt, zu rekonstruieren. Im Jahr 2020 wurde ihre Dissertation unter dem Titel Literaturgeschichte und Ideologie: Ferdinand Wolfs literaturpolitisches Projekt „Le Brésil littéraire“ (1863) bei De Gruyter veröffentlicht.

Ihr aktuelles Forschungsinteresse an den Verflechtungen der literaturwissenschaftlichen Theoriebildung in Brasilien und Europa stellt die Grundlage für das DFG-geförderte Projekt „Neuperspektivierungen nachkolonialer Theorie: Über Geschichte und Erkenntnis in der brasilianischen Literaturwissenschaft“ dar. In diesem beschäftigt sich Laura Gagliardi mit der Entstehung der postkolonialen Literaturtheorie im brasilianischen Kontext des 20. und 21. sowie mit der kritischen Methode von Mário de Andrade, Antonio Candido und Roberto Schwarz. Unter Berücksichtigung der Besonderheiten der Dekolonisation im lateinamerikanischen Kontext soll diskutiert werden, wie die deutschsprachige philologische Tradition und die dialektische Kritik dazu beigetragen haben, dass die genannten Autoren ihre eigene Art der Annäherung an den literarischen Text aus einer historischen und sozialen Perspektive heraus entwickelt haben.

Laura Gagliardis Berufserfahrung in Brasilien und Deutschland und in verschiedenen Wissensgebieten wie Übersetzung, Lektorat, Lehre (auch von Fremdsprachen wie Französisch und Deutsch) hat es ihr ermöglicht, ein breites Spektrum an Forschungsthemen zusammenzustellen, das die Literaturen der romanischen Sprachen, vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts, die Literaturtheorie und vergleichende Literaturwissenschaft, die Literaturgeschichte und Geschichtsschreibung, die Rezeption der kritischen Theorie in Lateinamerika sowie die Paläographie und Archivforschung umfasst.

Darüber hinaus hat Laura Gagliardi an zahlreichen Kongressen und Konferenzen in Jerusalem, London und Paris teilgenommen. Im Jahr 2020 wurde sie eingeladen, ein Postgraduiertenseminar an der Universität von São Paulo zu unterrichten. Außerdem hat sie zwei Literaturveranstaltungen an der Freien Universität organisiert: de/localizing literature, in Zusammenarbeit mit Caio Yurgel, und Die brasilianische Militärdiktatur erinnern. Lesung und Gespräch mit Bernardo Kucinski, in Zusammenarbeit mit Susanne Zepp-Zwirner.